Impression am MittagAm nächsten Morgen war der Tau auf meinem Kajak gefroren und ich entschied mich, noch ein paar Minuten weiter zu schlafen.

Allerdings war ich zu aufgeregt. Die erste mehrtages Tour. Schon so oft habe ich mir diesen Tag ausgemalt. Zuhause mindestens drei Mal, das Kajak probegepackt und überprüft, wie die ganze Ausrüstung am besten unterzubringen ist.

Das Prijon Combi ist kein reinrassiges Tourenkajak. Es schließt die Lücke zwischen einem wendigen Flusskajak mit leichtem Wildwasser und der Tourentauglichkeit für mehrere Tage. Und jetzt im Nachhinein kann ich sagen, dass es diese Aufgabe perfekt erfüllt.

Ich hatte zwar keinen Platz mehr übrig, aber genauso musste ich auf nichts verzichten. Ich hatte (bis auf Trinkwasser) den Proviant für die gesamten 6 Tage mit an Bord. Zusammen mit Zelt, Isomatte, Daunenschlafsack (bei den Temperaturen ein absolutes Muss), Klamotten zum Wechseln, Buch zum Lesen, Kocher, etc.

Schwelgend in diesen Überlegungen hab ich dann doch meinen warmen Schlafsack verlassen und gönnte mir erstmal eine warme Dusche. Ich wusste ja zu diesem Zeitpunkt nicht, wann ich das nächste Mal die Gelegenheit haben werde. Die meisten ausgeschriebenen Nachtquartiere und „Campingwiesen“ machten offiziell erst am 1. Mai auf. Daher war es eine Fahrt ins Ungewisse, wie gut die Versorgung mit Warmwasser sein wird.

Da der erste Tag am Gumpenrieder Schwall noch ohne Gepäck von statten gegangen ist, habe ich an diesem Morgen meinen finalen Pack durchgezogen. Alles hat wie vorher getestet reingepasst und ich konnte mich vollbepackt von meinen Eltern, Ingeborg, Anita, Heike und Doris verabschieden, die heute nochmal den Gumpenrieder Schwall fahren werden.

Wasserfall bei ViechtachEs war schon ein komisches Gefühl die „winkende Menge“ hinter sich zu lassen. Vor wenigen Minuten noch ein lautes Tohu-wa-Bohu und jetzt…

Es wurde still um mich herum, keine Kajak-Touristen weit und breit. Kein Auto, keine Stimmen. Auch wenn es sich hier etwas kitschig anhört, aber dieser Moment war wirklich beeindruckend.

Schon wenige Kilometer nach dem Einstieg kam das erste Wehr in Viechtach, das es zu Umtragen galt. Man, vollbepackt ist das eine ganz andere Klasse. Zum Glück hatte ich so einen schicken Kajak-Wagen, der mir treu zur Seite stand.

Nach Viechtach wird der schwarze Regen immer ruhiger. Die Strömung wird geringer und es kommen kaum noch lustige Stromschnellen. Ich wusste, dass dieser Streckenabschnitt schonmal ätzend langweilig für mich war. Aber solange es wenigstens etwas vorwärts ging, war es erträglich.

Umtragen und PauseZudem ich an diesem Tag gefühlte 100 mal meine Jacke an und ausgezogen hatte 🙂 Die Sonne tat ihr Bestes um einen wunderbaren Frühling einzuläuten. Aber ein frostiger Wind hielt mächtig dagegen.

Die beiden „geliebten“ Seen (Höllensteinsee und Blaibacher See) machten aus dem Fluss ein stehendes Gewässer und das muss man als Flusspaddler einfach mögen oder auch nicht. Es ist aber halb so schlimm, wie es sich anhört.

Ein letztes Mal Umtragen und ab hier ist es für mich absolutes Neuland (oder Neufluss).

Vom Blaibacher See bis zum Campingplatz in Blaibach sind es nur noch 4-5 km die mit viel Strömung wie im Flug vergehen.

Zelt und Kajak in BlaibachAm Campingplatz angekommen fand ich das vor, was ich erwartet habe… Gähnende Leere. Glücklicher Weise habe ich die Handynummer des Camping-Platz-Chefs auf seinem Kajak-Bus entdeckt, so dass ich mich „offiziell“ anmelden konnte und er mir zugesichert hat, dass er mir morgen ein paar Coins für die warme Dusche vorbeibringen würde.

„Schick“ dachte ich mir, baute mein Zelt auf und schlenderte gen Blaibach-City.

Ok, ich kam nach rund 30 Minuten wieder zurück, weil man relativ schnell durch ist. Aber ich kann sagen: „Ich war da.“

Blaibach CitySchon gegen 4-5 Uhr wurde es merklich frischer, so dass ich mir in den letzten Sonnenstrahlen noch etwas leckeres zum Essen gemacht hab und dann ging es ab in den Schlafsack um ein bisschen zu lesen.

Aussen war es einfach noch zu frisch um zu genießen.

Hui, ziemlich länglich, die heutige Beschreibung. Aber löschen tu ich es jetzt auch nicht mehr 😉

Der Tag in Zahlen:

  • Länge: 18km
  • Zeit: ca. 5-6 Stunden
  • Einstieg bei Schnitzmühle Fl.km 123
  • Ausstieg bei Campingplatz Blaibach Fl.km 105
  • Umtragestellen: Viechtach, Rugenmühle, Höllensteinsee, Blaibacher See
  • Besonderheiten: Keine Strömung an den Seen

Daten der Übernachtungsmöglichkeit
Kanu & Camping Aqua Hema
www.kanuverleih-camping-bayern.de
Campingplatz: 3,90 p.P. + 2,50 Stellplatz + 0,60 Kurtaxe + 1,00 Müll
Warmwasser für die Duschen gibt’s gegen Coins