Frühstück und Tee beim Kanuclub ChamDie Nacht in Cham war überraschend angenehm. Entweder habe ich mich schon langsam an die Kälte der Nacht gewöhnt, oder man merkt wirklich, dass es langsam Frühling wird.

In weiser Vorraussicht bin ich am Abend zuvor schon mit Fleecepulli und langer Hose in den Schlafsack gekrabbelt. Diese Vorbereitung hat sich ausgezahlt.

Schon am frühen morgen schien die Sonne auf mein Zelt, es wurde innen angenehm warm, so dass das Aufstehen leicht fiel. Nach einer angenehmen, warmen Dusche gab es zum Frühstück leckeren Bampf. Das ist meine Umschreibung für gefrier-getrocknetes Porridge aus dem Beutel, das man mit 400ml kochendem Wasser ansetzt und dann 10 Minuten ziehen lässt.

Porridge Bampf zum FrühstückNach dieser Zeit hat es die Konsistens von… Bampf halt.

Der Tag schien vielversprechend zu werden. Nach dem phänomenalen Streckenabschnitt von gestern war ich hochmotiviert, die deutlich längere, heutige Etappe in Angriff zu nehmen. Die offizielle Etappe ginge heute von Cham bis nach Roding, würde 22,5 km betragen und hat erfreulich wenige Umtragestellen.

Meine Etappe führt heute allerdings bis zum Zeltplatz Imhof, von dem ich im Internet schon viel Gutes gelesen habe. Dafür nehme ich die 6,5 km Mehrweg gerne in Kauf.

Das Zelt trocken verpackt und das Kajak fertig beladen. So kann es losgehen, dachte ich mir und schwubs war ich auf dem Wasser.

Irgendwelche Hormone müssen in den nächsten paar Minuten in mir ausgeschüttet worden sein. Es war eine atemberaubende Stimmung auf dem Wasser. Die Sonne schien mir von links hinten auf den Rücken und die kleinen Wellen auf dem Wasser funkelten, als das Paddel die Wasseroberfläche berührte.

Leider hielt dieser Flow nur wenige Minuten an. Denn kurz nach dem Einstieg kam das Wehr von Cham.

Blick vom Aussichtsturm bei UntertraubenbachIch habe ja schon viele Umtragestellen gesehen… Eigentlich sollte es dort eine Bootsrutsche geben, die ich aber auch nach 10 minütiger Suche nicht gefunden habe. Und die knapp 2 Meter vollbeladen runterspringen wollte ich dann auch nicht. 🙂

Vielleicht finde ich die Rutsche das nächste Mal. Wer hier Umtragen muss, kommt wirklich auf seine Kosten. Erst steil den Berg hoch, dann steil den Hang in einer Mischung von Matsch und Steinen wieder runter. Es ist nicht schlimm, aber mir war es nach dieser Aktion auf jeden Fall richtig warm.

Wahrscheinlich wäre die ganze Aktion gar nicht so schlimm gewesen, wenn ich mich nicht mental auf eine komfortable Bootsrutsche eingestellt hätte.

Sei es drum, diese Erlebnisse gehören dazu. Belohnt wird der Paddler dafür auf den kommenden Kilometern. 21 km ohne eine einzige Umtragestelle folgen. Das ist wirklich ein Erlebnis und man muss sich schon fast anhalten, auch mal eine Pause an Land einzulegen.

Aussichtsturm bei UntertraubenbachWenn man das nicht nutzen würde, verpasst man wirklich etwas. Ein imposannter Aussichtsturm aus Holz ragt bei Untertraubenbach aus dem Dickicht empor und lässt einen tollen Ausblick über die Wiesen und Auen zu.

Genau der richtige Platz für die Mittagspause mit einem kleinen Nickerchen.

An Roding kann ich mich persönlich gar nicht mehr so genau erinnern ausser, dass die Feuerwehr direkt am Fluss ein Wasser-Werfer-Praxis-Training durchgeführt hat.

Da ich noch ganze 6 km bis Imhof vor mir hatte, habe ich auf eine Rast in Roding verzichtet und bin schnur straks weitergepaddelt.

Die schöne „umtragefreie“ Strecke war jetzt vorbei. Zwei Wehre liegen noch zwischen mir und Imhof. Lustiger Weise sollte laut Kanuführer das erste Wehr durchfahren, das Zweite umtragen werden. In meinem Fall hat es sich allerdings genau anders herum verhalten. Erst tragen, dann fahren. Mir war es egal. Die Abwechslung tat meinem Rücken sogar mal ganz gut.

Eindrücke von ImhofIch kann mich noch so gut daran erinnern, wie Imhof vor mir aufgetaucht ist. Die lange Strecke hat meine Motivation unheimlich beansprucht und die letzten Kilometer haben sich Kurve um Kurve immer weiter gezogen.

Imhof liegt wirklich idyllisch und ruhig am Regen. Die Nachmittagssonne hing schon tief und tauchte die ganze Szenerie in warmes, funkelndes Licht.

Emsiges Treiben konnte ich schon von Weitem beobachten. Kajaks wurden in den Garagen verstaut, Schwimmwesten aufgehängt und Bänke aufgestellt. Es war das Wochenende vor der großen Eröffnung mit einem Prunkfest am 1. Mai.

Marterpfahl bei ImhofWie gewohnt, war ich der einzige Gast auf der Zeltwiese, was mir erlaubt hat ein paar schöne Gespräche mit der Familie Bruckmeier zu führen und mir ihre Geschichten und Fotos zeigen zu lassen. Opa Bruckmeier erzählte vom Hochwasser in 2002 und Mama Bruckmeier zeigte mir die Fotos. Ohne diese Bilder hätte ich mir nie vorstellen können, wie hoch das Wasser damals stand.

Papa Bruckmeier schnitz grandiose Figuren, wie Bären oder ein Wildschwein. Den letzten Schliff zu den aufgebauten Tippis gibt ein locker vier Meter hoher Marterpfahl. Ich konnte es mir ausmalen, warum es hier für Familien ein ideales Urlaubsziel ist.

Nach kurzer Suche habe ich auch hier wieder meinen Zeltplatz mit Morgensonne gefunden, gönnte mir einen leckeren Salat zu einer noch leckereren Currywurst und war dann froh, wie ich meine Muskeln im Schlafsack wieder regenerieren konnte.

Der Tag in Zahlen:

  • Länge: 29km
  • Zeit: ca. 6-7 Stunden
  • Einstieg bei Kanuclub Cham Fl.km 86
  • Ausstieg bei Campingwiese Imhof Fl.km 57
  • Umtragestellen: Nur am Anfang und zum Schluss. Dazwischen 21km freie Fahrt
  • Besonderheiten: Sehr lange Strecke mit geringer Strömung aber traumhafter Landschaft

Daten der Übernachtungsmöglichkeit
Campingplatz Imhof Regentalstrand
www.imhof-regentalstrand.de
Campingplatz: 5.- p.P.