Endlich ist es soweit. Die Classic hat begonnen.
Rund 1000 Teilnehmer haben heute Nikkaluokta verlassen. Haben sich aufgemacht um nicht weniger zu geben, als sich selbst zu besiegen. Ein lappländisches Abenteuer liegt vor uns.
Es ist 12:50 Uhr. Noch 10 Minuten bis zum Start unserer Gruppe. Heute morgen um 3:45 Uhr und um 9:00 Uhr sind bereits jeweils 250 Läufer, Trekker und Hiker aufgebrochen.
Nachdem wir uns heute morgen noch ein ausgiebiges Fruehstueck im Restaurant gegönnt haben, packen wir die Rucksäcke. Alles schön vorsichtig und bedacht. Jedes Teil hat seinen bestimmten Platz im Rucksack.
Kurz noch an die Waage und das Gewicht in die Liste eintragen, das ich die nächsten vier Tage nicht mehr vom Ruecken bekomme. Was wir jetzt einpacken, bleibt den gesamten Lauf am Mann.
Einige haben Rucksäcke mit weit ueber 20kg bei sich. Das ist ja fast ein halbes Haus.
Nils liegt mitsammt seiner Fotoausruestung bei 18kg, ich bei 16kg.
Zufälliger Weise sind wir uns am Abend zuvor ueber den Weg gelaufen, als ich meinen Gaskocher abholen konnte. Was fuer ein Zufall schon wieder. Der Trip hier her nach Schweden steht voll im Einklang meiner Gedanken.
Dadurch mussten wir uns nicht kurz vor dem Start noch suchen. Unter all den Leuten, die aufgeregt auf den Start hinfiebern, wäre das eine grössere Aufgabe geworden. So aber, konnten wir unsere Zelte nebeneinander aufbauen und den Tag schon miteinander Starten.
Nils und ich haben uns letztes Jahr im Glaskogen Nationalpark kennen gelernt. Er war damals der Guide unserer Gruppe. Und in den 10 Tagen Outdoor, kam uns die Idee, das wir ja beide an der Classic teilnehmen könnten.
Nun stehen wir hier. Es sind jetzt nur noch 5 Minuten, bevor das Band vor unserer Start Box fällt.
Eine Saami gab uns ihr traditionelles und sehr emotionales Stammeslied mit auf dem Weg. Der Gesang war so ergreifend, dass alle Gespräche über die Ausrüstung, das Gewicht des Rucksacks oder über die Tour verstummten. Einzig der Klang ihrer Stimme war in diesen Momenten zu vernehmen.
Bei 250 Startern der Startgruppe 3 stieg die Anspannung in Unermessliche. Die vor uns liegenden Bergspitzen ragen triumphierenden in den Himmel und die Melodie lässt es einem eiskalt den Rücken runter laufen.
Dann wurde es ruhig.
Auf einmal die Stimme des Starters: „5, …4, …3, …2, …1, …GO and enjoy the silence of Lappland“. Das Band fiel und die gesamte Gruppe setzte sich in Bewegung. Eine unglaubliche Euphorie machte sich breit. Endlich war der Moment da, auf den alle solange gewartet hatten. 110km liegen vor uns. Ungewiss, wie wir sie bezwingen werden. Ob leicht, ob lang, mit Blasen an den Füßen oder ohne.
Es geht über steinige Wege. Wir müssen gut aufpassen, wo wir hintreten. Jeder Stein heißt, die Füße höher heben, kraftvoller und bedachter Auftreten, damit man nicht umknickt.
Das erste Teilstück ist nicht einfach zu bewältigen. Zudem die Sonne ideal scheint und uns rund 26°C beschert.
Nach 15 km machen wir die erste Rast. Ein wunderschöner Bach schlängelt sich mit seinem kühlen Wasser ins Tal. Das Wasser ist so frisch, dass die gefüllten Flaschen von außen beschlagen.
Unsere erster Check-Point ist die Kebnekaise Fjällstation. Sie liegt zirka 4km westlich von unserem derzeitigen Standort. Also machen wir uns auf den Weg. Ab jetzt wird es steiler aber nicht weniger steinig. Kur vor dem Check-Point merke ich meine Füße so stark, dass ich es kaum erwarten kann, die Fjällstation zu erreichen.
An der Station angekommen, wurden wir erstmal gestempelt. Das heißt nicht wir, sondern unser Hiking-Pass. In diesen Pass werden alle Stationen mit den Zeiten eingetragen, damit im Ziel genau nachvollzogen werden kann, wann wir welche Station erreicht haben.
Jetzt aber erst mal Füße hoch. Ein bis zwei Polarbröd herausgeholt und eine gute dreiviertel Stunde Pause gemacht. Ahh tut das gut.
Jetzt kann es weiter gehen. Einer anfänglichen Startschwäche wich schnell der Drang, weiter zu kommen. Erstaunlich, wie schnell es mit den gleichen Füßen nach einer kurzen Pause wieder geht.
Einige Kilometer später haben wir das ideale Plätzchen für die Nacht gefunden. Mit einem traumhaften Blick über das hinter uns liegende Tal. Mit der Spitze des Kebnekaise hinter uns, ein phänomenales Stückchen Erde, auf dem wir leben dürfen.
Nach dem Waschen im wirklich eiskalten, reißenden Fluss, gab es erstmal einen warmen Tee zum Genießen. Hehe, warm gemacht mit dem neuen Kocher. Das Ding geht super.
Zum Abendessen gab’s Tandori und Hänchen mit Nudeln für Nils und Chicken Curry mit Reis für mich.
Abspülen, Zähneputzen und da lieg ich nun und schreibe diese Zeilen. Ein gelungener und gut anstrengender erster Tag.
Morgen geht es erst mal zu Check-Point Singi und danach noch rund 10-15km. So die Planung.
Gute Nacht ihr lieben.