Für die einen sind Minusgrade und Schnee nervig und unangenehm. Für andere ist der Winter die Zeit der klaren Luft, atemberaubend verschneiten Landschaften und einer Fülle an Outdooraktivitäten, die nur in der kalten Jahreszeit möglich sind.

Heute möchte ich euch 10 Tipps geben, wie ihr im Winter draußen gut schlafen könnt und es vermeidet bei Temperaturen unter 0°C zu frieren. Denn eine Übernachtung in Schnee und Eis ist eine ganz besondere Erfahrung, an die man sich lange erinnern und davon erzählen wird.

Für den, der noch nie daran gedacht hat, im Winter eine Nacht im Freien zu verbringen, wird diese Idee verrückt klingen. Werden aber ein paar Dinge beachtet und ist man mit der richtigen Ausrüstung unterwegs, garantiere ich euch ein unvergessliches Erlebnis und ich bin mir sicher, es wird nicht eure letzte Winterübernachtung bleiben.

Schlafsack in den Packbeutel stopfen

Der richtige Lagerplatz

Bevor wir uns über die Ausrüstung für so eine Unternehmung unterhalten, sollten wir uns zuerst über den Lagerplatz Gedanken machen. Das schöne am Winter ist, dass wir uns mit dem vorhandenen Schnee quasi jede erdenkliche Lagerstätte bauen können. So können wir uns problemlos auch an exponierten Stellen mit einer tollen Aussicht auf die Nacht vorbereiten.

Warm wird es uns erst, wenn die uns umgebende Luft nicht mehr zu kalt ist. Das fängt bei der Isolationsschicht direkt um unseren Körper an und endet quasi an unserem Schlafplatz. Wir sollten also möglichst windgeschützt liegen, damit die erwärmte Luft um unseren Schlafsack nicht „weg geweht“ wird. Es bildet sich bei Windstille ein kleiner Bereich um uns, der etwas wärmer ist, als die Umgebungsluft. Auch wenn es nur wenige Grad sind, hat dieser Temperaturunterschied einen großen Einfluss darauf, wie warm es uns in der Nacht ist.

Dieser Effekt wird auch Windchill genannt. Er besagt, dass die gefühlte Temperatur mit zunehmender Windgeschwindigkeit abnimmt. 0°C fühlen sich bei 20km/h Wind bereits wie -5°C an. Wer mehr wissen möchte, findet bei Wikipedia eine ausführliche Beschreibung zum Windchill Effekt.

Was heißt das nun konkret für unser Winterabenteuer?

Winter-Tipp #1 – Deinen Schlafplatz vor Wind schützen

Wir sollten eine Mulde graben, oder mit dem vorhandenen Schnee eine kleine Wand aufschütten, welche uns vom Wind schützt. Ein Tarp* kann zusätzlich als Dach fungieren. Sind wir mit dem Zelt unterwegs, gibt es spezielle Winterzelte, deren Überzelt bis zum Boden reicht, und sogar mit Schnee beschwert werden kann, damit wirklich kein Luftzug durch kommt.

Eine gute Auswahl an wintertauglichen Zelten* gibt es zum Beispiel bei Globetrotter*. Ich selbst bin ein großer Fan der Fjällraven Keb oder Abisko Endurance Zelte

Der richtige Schlafsack für die Winter-Übernachtung

Als Erstes ist natürlich ein richtig guter Winterschlafsack* wichtig. Primär sind es drei Faktoren, die für uns relevant sind:

  • Füllung
  • Hülle
  • Form

Lasst uns mit der Form beginnen.

Winter-Tipp #2 – Unnötige Hohlräume vermeiden

Den Schlafplatz vorbereiten

Aus diesem Grund haben die Hersteller Mumienschlafsäcke entworfen. Je weniger Luft unser Körper erwärmen muss, desto weniger Energie muss er aufwenden, um den Schlafsack auf Temperatur zu bringen. Die Luft im Schlafsack trägt nämlich nicht wirklich zur Isolationsleistung bei. Nur die Luft zwischen Innen- und Aussenhaut.

Beim Schlafsackkauf solltet ihr also darauf achten, dass er möglichst körpernah geschnitten ist, euch aber auch noch ausreichend Bewegungsspielraum lässt, wenn ihr euch im Schlaf umdreht. Bedenkt auch, dass ihr auf Tour eventuell auch noch Kleidungsteile oder Schuhe mit im Schlafsack haben werdet, damit sie am nächsten Morgen nicht steif gefroren sind.

Winter-Tipp #3 – Imprägnierte Aussenhaut

Dieser Tipp ist schnell erklärt. Die im Atem enhaltene Feuchtigkeit kondensiert beim ausatmen an der Oberfläche des Schlafsacks. Wird die Füllung dadurch nass, verringert sich ihre Isolationsleistung. Eine Imprägnierte Aussenhaut hält die Feuchtigkeit von der Füllung fern.

Winter-Tipp #4 – Die Füllung muss zum Einsatzzweck passen

Es gibt keine generelle Empfehlung für Daune oder gegen Kunstfaser. Es hängt stark vom Einsatzzweck ab. Meine Empfehlung für wirkliches Schneezelten bei konstanten Minustemperaturen ist Daune. Bei vergleichbarer Isolationsleistung ist sie leichter als ein Schlafsack mit Kunstfaserfüllung und lässt sich zudem kleiner komprimieren. Allerdings ist Daune empfindlich gegen Feuchtigkeit. Sobald Daune nass wird, verliert sie ihre Isolationswirkung fast vollständig.

Bist du also bei Temperaturen um den Gefrierpunkt unterwegs und es besteht die Gefahr, dass der Schnee wieder zu Wasser wird, solltest du eher auf Kunstfaster setzen. Auch für Mehrtagestouren bietet sich Kunstfaser an, da der Schlafsack unterwegs nicht viel Auslüften und Abtrocknen kann.

Winter-Tipp #5 – Wähle den richtigen Temperaturbereich

Zweistellige Minusgrade bei der Husky Schlittentour

Wähle den Temperaturbereich deines Schlafsacks mit Bedacht. Schlafsäcke sind mit drei Temperaturangaben charakterisiert. Diese drei liegen oft sehr weit außeinander. Der niedrigste Wert sollte euch auf keinen Fall zur Kaufentscheidung dienen. Das ist die Temperatur, bei der man noch überlebt, aber an entspannten Schlaf ist da nicht mehr zu denken. Also ein Schlafsack mit bspw. -5°/-12°/-20° ist am Besten im normalen, deutschen Winter bei -5° einsetzbar. Für einen Schlafsack, der wirklich im Komfort-Bereich bis -20°C geht, kann man gut und gerne 500 Euro ausgeben. Ganz unten habe ich euch Links zu zwei Vertretern kopiert, die ich zur Zeit nutze.

Winter-Tipp #6 – Kältebrücken vermeiden

Mindestens genauso wichtig wie der Schlafsack, ist aber auch die Isomatte*. Ihr könnt noch so einen guten Schlafsack haben, wenn die Isomatte die Wärme gegen den Boden nicht isoliert, wird’s eisig kalt. Egal wie gut und teuer dein Schlafsack auch sein mag. (Das sage ich aus eigener Erfahrung)

Denn gerade dort, wo der Körper aufliegt, entstehen sogenannte Kälte-Brücken. Kälte-Brücken entstehen dann, wenn kein „Luftpolster“ mehr da ist, welches als Isolierschicht dienen kann. Wir drücken mit dem Hintern die Federn platt und damit ist auch die Isolierung futsch.

Nicht nur der Hintern macht den Schlafsack platt, auch wenn der Schlafsack zu klein ist und Kopf oder Füße den Schlafsack auf Spannung bringen, wird die Isolierung stark komprimiert. Achte auch auf jede Berührung des Schlafsacks mit seiner Umgebung, zum Beispiel der Zeltwand. Es entstehen kalte Punkte und der Schlafsack wird nass.


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Winter-Tipp #7 – Einen Innenschlafsack (Inlett) verwenden

Wer schon mal im Winter draußen übernachtet hat, kennt eine ganz bestimmte Situation. Ich bewege mich oder meinen Arm. Dadurch hebt sich der Schlafsack etwas und zieht die ganze kalte Luft von Außen in das schöne warme Paradies. brrrr… Der Körper friert kurz und wacht vielleicht sogar auf.

Ein Schlafsack-Inlet* bildet eine kleine Schutzschicht vor einströmender Luft. Bis unser Körper die luft zu spüren bekommt, ist sie schon längst erwärmt und wir können gemütlich weiter schlafen. Ich persönlich nutze ein Seideninlett von Meru, welches es heute schon gar nicht mehr zu Kaufen gibt. Die Eigenmarke von Globetrotter heißt nun Frilufts.

Winter-Tipp #8 – Das richtige Outfit

Auch wenn es auf den ersten Blick logisch erscheint, sollten wir nicht zu viel im Schlafsack anziehen. Ich empfehle eine Schicht lange Skiunterwäsche. Longsleeve und lange Unterhose. Wer möchte, kann noch Socken und eine dünne Mütze tragen.

Besonderes Erlebnis - Schneewandern in den Bergen

Winter-Tipp #9 – Ein kleines Plus an Wärme

Einen wahren Geheimtipp habe ich von einer Mitwanderin beim Fjällräven Classic bekommen. Sie nahm jede Nacht eine Flasche mit warmen Wasser in ihren Schlafsack. Das spendet mehrere Stunden wohlige Wärme und sorgt für warme Füße.

Winter-Tipp #10 – Schon beim Einschlafen an den nächsten Morgen denken

Habt ihr die Tipps 1-9 umgesetzt, solltet ihr eine klasse Nacht gehabt haben. Denkt aber auch an den nächsten Morgen. Wer gemütlich im Schlafsack liegt, muss sich schon ordentlich überwinden, leicht bekleidet aufzustehen und wieder seine kalt gefrorenen Sachen anzuziehen.

Ich nehme daher meine Hose und meinen Pulli mit in den Schlafsack. Der Pulli dient gleich als Kissen. Bei extremer Kälte oder wenn ich ohne Zelt unterwegs bin, kommen auch meine Schuhe mit rein. In diesem Fall klopfe ich sie gut aus und stecke sie in eine Tüte, damit sie nicht den Schlafsack nass machen.

Ich hoffe, diese Tipps verhelfen euch zu einer wundervollen und gemütlichen Nacht in tief verschneiten Gegenden. Denkt bitte immer an eure Sicherheit bei solchen Unternehmungen. Geht mit Freunden, die darin Erfahrung haben und plant auch immer eine Möglichkeit zum Abbruch mit ein. Mit Touren bei Minusgraden ist nicht zu scherzen.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir Fotos oder Erzählungen von euren Touren schickt oder mir erzählt, wie und ob euch meine Tipps geholfen haben.

Hier noch ein paar Links zu Produkten, die ich nutze bzw. oben erwähnt habe.

Viele liebe Grüße,

Basti


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